Historie

Festchronik 1880 –2005 (zum Download)
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Die Geschichte unserer Freiwilligen Feuerwehr
Wie entwickelte sich das Feuerlöschwesen in Harting ?
Auch wenn wir keine schriftlichen Aufzeichnungen
über Brandkatastrophen in Harting aus der Zeit vor der Gründung
der Freiwilligen Feuerwehr besitzen, ist davon auszugehen, dass es im
Laufe der Jahrhunderte mehr als einmal im Ort gebrannt hat. Das dabei die
Häuser, auf denen der rote Hahn stand, bis auf die Grundmauern
niedergebrannt waren, dürfte anzunehmen sein.
Erst im 19. Jahrhundert machte man sich nachweislich auch in Harting
Gedanken darüber, wie man einem Brand gezielt entgegenwirken könnte.
Deshalb wurde im Jahr 1872 von der Gemeinde Harting beschlossen, eine
Feuerspritze anzukaufen.
(Satzbau und Schreibweisen wurden aus
den Dokumenten original übernommen
und wiedergegeben.)
1872 – 1880
Harting, d. 28. Juli 1872
Gemeindebeschluß
Zur Berathung u. Beschlussfassung über Anschaffung einer Löschmaschine wird
auf heute, Abends 6 Uhr eine Gemeindeversammlung anberaumt. Zu derselben
wurden durch den Gemeindediener Renner sämtl. Gemeindebürger geladen,
die auch zur festgesetzten Stunde sich alle einfanden.
Den Anwesenden wurde die Nothwendigkeitder Anschaffung einer
Feuerspritze geschildert u. sodann über die Aufbringung der Kosten das
Nähere mit denselben besprochen. Hierauf wurde von der Gesammtgemeinde
beschlossen:
Es sei eine Löschmaschine u. zwar eine Kirchmaier’sche Spritze zu 192 fl
anzukaufen u. die Summe, welche durch eine Gemeinde-Umlage aufgebracht
werden muß, in zwei Fristenzahlungen zu decken. Beim Empfange der
Löschmaschine sollen 96 fl u. nach Verlauf v. 1 Jahr die zweite Hälfte
mit 96 fl nebst den Transport- u. anderweitigen Kosten bezahlt werden.
Dieser Beschluß wäre sodann einem königlichen Bezirksamte Stadtamhof zur
Genehmigung zu unterbreiten, mit der unterthänigsten gehorsamsten Bitte,
die Zustellung fragl. Löschmaschine bei der betr. Fabrik gütigst zu besorgen.
Zur Bestätigung unterzeichnen
i.V.
der Gesammtgemeinde
(L.S.)
Sailer, Burgermeister
Johan Braun
Melzel
Somit hatten sich die Bürger von Harting also entschlossen, eine Löschmaschine
anzuschaffen, um ein ausgebrochenes Feuer gezielt bekämpfen zu können.
Deshalb wurde am 15. August 1872 über das Königl. Bezirksamt Stadtamhof
beim Hoflöschmaschinenfabrikanten H. Dominik Kirchmair in München
(beim Carlsthor) eine 2rädrige Druckfeuerspritze bestellt.
St. 15. Aug. 72
Anschaffung einer Lösch-Maschine für die Gemeinde Harting b.
An den Hoflöschmaschinenfabrikanten H. Dominik Kirchmair in München
( beim Carlsthor )
Das etc. an etc. Ich will hiemit für die Gemeinde Harting Ihre programmmäßige
2rädrige Druckfeuerspritze zu 192 fl + 10% Aufschlag = 19 fl 12 xr,
also zu in Summa 211 fl 12 xr bestellt haben.
– Ich ersuche, den Vertrag zu entwerfen u. mir zur Fertigung durch die
Gemeinde Harting in duplo zu übermachen.
Die Spritze soll spätestens in 1/4 Jahre u. zwar franko auf den
Bahnhof Regensburg geliefert werden; der Kaufschilling soll zur Hälfte sogleich
nach Empfang der Spritze, zur andern Hälfte 1 Jahr darauf bezahlt werden;
diese 2. Hälfte des Kaufschillings soll bis z. Verfalltage unverzinslich seyn;
endlich sollen Sie 2 Jahre für die Maschine Garantie leisten.
Der etc.
Bereits wenige Tage später wurde von Dominik Kirchmair der Vertragsentwurf
an das Königliche Bezirksamt Stadtamhof gesandt.
München, den 18. Aug. 1872
Königl. Bezirksamt Stadtamhof !
In Folge sehr geehrter Mittheilung übersende ich anliegend Vertragsentwurf
über die Lieferung einer zweirädr. Druckspritze für die Gemeinde Harting
zur gefäll. weiteren Vermittlung an genannte Gemeinde mit meinem
besten Danke für die gütige Bemühungen eines Königl. Bezirksamtes.
In aller Hochachtung
ergebenster
Dominik Kirchmair
Noch im selben Jahr wurde die Löschmaschine für 211 fl (Gulden) und 12 xr
(Kreuzer) an die Gemeinde Harting geliefert.
Aufgrund einer bei der Firma Kirchmair zwischenzeitlich eingetretenen
Preiserhöhung kostete auch die Löschmaschine entsprechend mehr.
Durch heute noch existierende Prospekte und Kataloge der damaligen
Firma Kirchmair wissen wir, wie die erste Feuerwehrspritze von Harting aussah.
(Abbildung zeigt die damals beschaffte Löschmaschine;
hier ein Original in der Staatlichen Feuerwehrschule in Lappersdorf)

Vermutlich wurde die Löschmaschine damals in einem Stall oder einer Scheune
untergestellt, da um diese Zeit kein Spritzenhaus erwähnt wird.
Auch wenn es damals noch keine Freiwillige Feuerwehr Harting in unserem
Sinne gab, ist anzunehmen, dass vermutlich jeder Bürger bei einem Brand
zur Hilfeleistung aufgerufen war.
Aus den „ Distriktspolizeilichen Vorschriften“ zu Art. 368 Ziff. 8 des
„Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich das Feuerlöschwesen betreffend“
wissen wir, zur Verrichtung welcher Tätigkeiten jeder Bürger beim Ausbruch
eines Brandes verpflichtet war!
Die Löschmaschine konnte mühelos von zwei Mann zum Brandplatz gezogen
werden und - was wahrscheinlich noch wichtiger war - das Feuer konnte
mit dem Wasserstrahl gezielt von außen bekämpft werden.
Vermutlich aufgrund einer Anregung des Königlichen Bezirksamtes Stadtamhof
und aufgrund des Entstehens von Freiwilligen Feuerwehren im Umkreis
entschlossen sich die Bürger von Harting, eine eigene Feuerwehr zu gründen.
Mit Beschluß vom 12. März 1880 wurde dem Königlichen Bezirksamt
Stadtamhof die Gründung der „FreiwilligenFeuerwehr Harting“ mitgeteilt.
Auszug aus der Festschrift zum 125.-jährigen Gründungsfest 2005
zusammengetragen von Jochen Schneider und Josef Leyerer.


